Kleingärten liegen mehr denn je im Trend: Jung und Alt wollen sich entspannen und ein bisschen gärtnern. Der Verein Kleingärtner Ulm feiert – das 80-jährige Bestehen.
Wer ist 80 Jahre alt und dazu noch der Größte in Baden-Württemberg? Das kann momentan wohl nur der Verein der Kleingärtner Ulm von sich sagen. Man könnte jetzt die Vorurteile pflegen, die Gärtner seien auch schon so alt und die Parzellen würden streng konservativ bewirtschaftet. Weit gefehlt. Immer mehr junge Familien suchen ein Stück Land, eine kleine Oase, wenn sie in ihrem Wohnblock noch nicht einmal einen Balkon haben. Und immer mehr Pächter wollen zurück zur Scholle, um ihr Mehr-oder-weniger-Bio-Gemüse selbst anzubauen.
„Wir haben 100 Leute auf der Warteliste“, sagt Vorsitzender Gerhard Schilling. Vor drei Jahren habe man noch suchen müssen nach Pächtern. Jedoch gibt es bis zu 60 Kündigungen im Jahr, weil es eine Zeiterscheinung sei, dass manche Pächter nach vier Wochen schon wieder kündigen. Entweder schaffen sie es nicht, einen vom Vorgänger vernachlässigten Garten wieder auf Vordermann zu bringen. Oder sie wussten nicht, wie zeitintensiv die Pflege einer Parzelle sein kann.
Fast so zeitintensiv, wie die Verwaltungsarbeit des Vereins Kleingärtner Ulm. Er hat derzeit 1325 Gärten von der Stadt Ulm in Generalpacht übernommen. Und zwar in neun Anlagen, die da heißen: Alpenblick (49 Kleingärten), Braunland (297), Donautal (144), Eschle (75), Eselsberg (236), Galgenfeld (73), Lehrer Tal (280), Roter Berg (91) und die ehemalige Bundesbahnanlage Sonnenhalde (68).
Der Verein hat 1380 Mitglieder, ein Drittel davon sind ausländischer Herkunft. Sie sind es meist aufgrund ihrer Wurzeln gewohnt, sich mit Kartoffeln, Gemüse und Obst selbst zu versorgen. Der Verein verwaltet die Parzellen ehrenamtlich und finanziert die Instandhaltung samt Wegen, Parkplätzen und Versorgungsleitungen. Die Pachtgebühr liegt bei 150 bis 180 Euro – „samt Wasser“, betont Schilling.
Zur „Unterweisung der Pächter“ gehört inzwischen auch, dass Lebensmittel naturnah erzeugt und dass Rückzugs- und Nistflächen für Vögel und andere Kleintiere geschaffen werden. Im Angebot sind Fachvorträge, Lehrfahrten, Ausflüge und Feiern zu allen Jahreszeiten.
Dass die Geselligkeit nicht zu kurz kommt, zeigt auch, dass morgen das 80-jährige Bestehen des Vereins am Lagerhaus in der Gartenanlage Roter Berg in Söflingen – Zufahrt über Riedweg – in Form eines Oktoberfestes gefeiert wird. Beginn: 15 Uhr. „Bei jedem Wetter, wir heizen ein“, heißt es in der Einladung. Wer in Dirndl oder Lederhose kommt, erhält eine Überraschung.
Quelle: SÜDWEST PRESSE ULM
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